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Berlin

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1987 war ich das erste mal in Berlin und war gleich fasziniert von dieser Stadt.
Damals noch geteilt war West-Berlin das Mekka für junge West-Deutsche.
Niemand, der in Berlin wohnte, wurde zur Bundeswehr einberufen, wer in Berlin wohnte, bekam Geld dafür, dass er in Berlin wohnte, in Berlin gab es keine Sperrstunde und die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche.
Wenn man an der Mauer auf einen der „Aussichtstürme“ kletterte um mal „rüber zu gucken in die Ostzone“ wurde man gleich misstrauisch von NVA Soldaten mit dem Fernglas beobachtet oder es wurden sofort Photos gemacht.
Wenn es Skandale in Deutschland gab, dann garantiert in Berlin, zum Beispiel durch die erste Komune Deutschlands.
Kreuzberg war geil. Hier war die Szene, hier war Kultur und hier tobte das Leben.
Heute hat Berlin viel von seinem Flair eingebüsst.
Aber dafür gibt es die Mauer nicht mehr.
Leider auch nicht mehr die Bilder jener Jahre, die man vielleicht erlebt haben sollte um heute mit einem gewissen Mass an Ehrfurcht durch Berlin zu gehen.
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Heute merkt man nicht mehr viel von der Teilung.
Ausser, man hat es noch live gesehen und weiss in etwa, was wo war.
Dann trifft man immer wieder auf Zeitzeugen vergangener Tage.
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Nicht mehr zu erkennen ist zum Beispiel der Potsdamer Platz.
Hier 1975
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Und 2005

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Den Alt-Berlinern merkt man aber immer noch ihren vollkommen anderen Lebensstil an. Leben und leben lassen.
Berlin lässt sich mit keiner anderen Stadt vergleichen, Berlin ist anders.

Wer Berlin besucht, der sollte nicht nur dem Touristen-Trott folgen sondern auch eigene Wege gehen.
Ku’Damm, Potsdamer Platz und Tiergarten, da gehen alle hin.
Gut, Kreuzberg und Neukölln würde ich heute als No-Go Area für nicht Türken bezeichnen, leben hier doch heute fast ausschliesslich Türken.
Aber zum Beispiel nach Marzahn (S-Bahnhof) und noch einige der letzten Plattenbauten in Berlin sehen. Oder Treptow mit vielen Strassen, in denen scheinbar die Zeit stehen geblieben ist. Prenzlauer Berg, früher Ostzone, heute vorwiegend im Stile der Gründerzeit wieder aufgebaut.
Auf jeden Fall empfehle ich jedem Berlinreisenden das Haus am Checkpoint Charlie (U-Bahnhof Kochstrasse U6). Jeglichen politischen Unkenrufen zum Trotz, hier werden Raritäten gesammelt, die in die Zeit der Zonenflüchtlinge passt.
Hier wird Geschichte Realität. Ich besuche dieses Museum immer wieder gerne, habe ich viele der Ausstellungsstücke noch in der Berichterstattung, den Nachrichten, gesehen. Seitenlange Berichte im Stern und im Spiegel über die, die es wieder geschafft haben.

Zudem wurden in Berlin zahllose Fluchttunnel unter der Mauer hindurch gegraben.

Zum Beispiel im Haus Westerstrasse 60 in dessen Keller ein Tunnel Richtung Ostblock gegraben wurde. 29 Menschen wurde durch diesen Tunnel Fluchthilfe geleistet.
Ebenfalls im Tunnel, der auf der Ostseite im Haus Brunnenstraße 45 im Keller endete.
57 waren es im Keller Hinterhaus Strelitzer Straße 55.
Unter der Heidelberger Straße verliefen mindestens 30 Tunnel.
Einer davon zwischen dem Bierkeller der Eckkneipe »Heidelberger Krug« und dem Keller von Foto-Boss. Vermutlich wurden durch diesen Tunnel mehr als 50 Menschen geschleust.
Dieser Tunnel wurde im Oktober 2004 bei Strassenarbeiten wiederentdeckt.
Oder der legendärste Tunnel, dessen Geschichte auch verfilmt wurde (Der Tunnel) von der Schönholzer Straße zur Bernauer Strasse, durch den am 18. September 1962 29 Flüchtlinge geschleust wurden.
Bis heute ist die genaue Zahl von Fluchttunneln, die erfolgreich gegraben oder während des Baus abgebrochen wurden, nicht bekannt, nachweisbar sind über 300.
Aber ab und zu sackt heute noch entlang der ehemaligen Mauer irgendwo eine Strasse ein. Dann hat man wieder einen Tunnel gefunden.
Hat die Berliner Regierung heute ihre Mühe mit dem Erbe Berlins, neben Fluchttunneln existieren heute noch zahlreiche Spionagetunnel, erfreuen sich Expeditionsanbieter einer immer stärkeren Nachfrage.
Man kann nämlich an geführten Besichtigungen durch die Tunnel und noch erhaltenen Bunkeranlagen tief unter der Stadt teilnehmen.
Ich habe den Eindruck, dass Berlin möglichst schnell vergessen wollte, was hier von 1961 bis 1990 vor sich ging.
Wurde doch der letzte Flüchtling noch im Jahr 1989 in Berlin Treptow bei einem Fluchtversuch erschossen.
Ich empfehle Berlin Besuchern, auf den Spuren der Flüchtlinge zu wandern um einen Eindruck zu bekommen, welche Ereignisse sich hier bis vor kurzem abgespielt haben.
Das ist Berlin, nicht ein Potsdamer Platz mit prunkvollen Gebäuden, ein Hauptbahnhof oder ein Reichstag mit Glaskuppel.
Und wenn ich über den Bahnhof Friedrichstrasse komme, halte ich immer kurz inne.
Vor wenigen Jahren noch war dies der Endbahnhof zur Ostzone. Hier war Berlin zu Ende.
Hier war Deutschland zu Ende. Hier war Europa zu Ende.


Info zur Berliner U-Bahn

Berliner U-Bahn Galerie

Berliner Verkehrgesellschaft

Chronik der Mauer

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