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Schottland 2008 :: Der Reisebericht

Am 15.09. sollte es zum zweiten mal in diesem Jahr los gehen, los auf eine Trekkingtour.

Diesmal nach Schottland.

Nachdem ich über London Heathrow endlich in Glasgow angekommen bin, fuhr ich erstmal mit dem Taxi ins Hotel, wo ich dann um 22:30 ankam.

Da ich hier nichts mehr zu essen bekam, bin ich schnell mal rüber zur BP Tankstelle und siehe da, ein Shop fast wie ein Supermarkt.

Also schnell mal eingekauft und die Flasche meines MSR Kochers unter die Zapfsäule gehalten.

Ich muss sagen, dafür, dass jeder sagt, Grossbritannien sei so teuer, ist das ganz schön preiswert hier.

Zuletzt war ich vor rund 10 Jahren in England und habe damals für Benzin umgerechnet etwa 3 D-Mark für den Liter bezahlt.
In Deutschland kostete Benzin damals so um 1,50 DM.

Heute kostet das Benzin immer noch umgerechnet 3 D-Mark (1,119 Britische Pfund der Liter =~ 1,52 Euro) und die Zigarretten kosten immer noch umgerechnet 10 D-Mark, wie heute in Deutschland.
Ich bekomme den Eindruck, dass überall in der Welt die Preise halbwegs stabil geblieben sind und nur in Deutschland die Inflationsrate in den letzten 10 Jahren bei rund 150% gelegen hat.

Der Wetterbericht sagt für den nächsten Tag morgens leichten Regen und im Verlaufe des Tages auflockernde Bewölkung an.
Ja super, dann also am Dienstag auf ins Gefecht.
Ich schnappe mir morgens ein Taxi und lasse mich nach Milngavie bringen.
Hier bekomme ich dann endlich die korrekte Aussprache vom Taxifahrer beigebracht.
Im Internet liest man alle möglichen Dinge, wie das ausgesprochen werden soll.
Alles Blödsinn, lediglich das n und das v sind still, so dass es wie „Millgei“ gesprochen wird.
Ich finde den Startpunkt des West Highland Ways.

Es regnet sich immer noch ziemlich ein aber ich habe ja gutes Material dabei. Also gehts dann mal los.

Schön finde ich eine Informationstafel nach etwa 100 Metern auf der der Besucher in verschiedenen Sprachen willkommen geheissen und darauf hingewiesen wird, dass es noch weitere Informationen auf dem Weg gibt.

Abschliessend der schöne Satz „Wir hoffen, dass Sie Ihren Urlaub geniessen und eine angenehme Wanderung erleben werden.“

Nun sollen 152 Kilometer Weg auf mich warten, gefolgt von einigen Tagen Aufenthalt am Ziel und dann nochmal 150 Kilometer. Es sollte aber etwas anders kommen als geplant.

Zunächst geht es durch den Stadtpark raus in einen Wald auf einem ganz normalen Waldweg, ganz wie in Deutschland.

Die Bäche sind zu reissenden Flüssen angewachsen, kein Wunder, regnet es doch seit Wochen.

Das zeigt sich auch auf dem Weg, der komplett geflutet ist.

So laufe ich in den Tag hinein.

Der Weg nervt.

Alles matschig und nach Stunden ist noch immer keine Sitzgelegenheit aufgetaucht. Weder umgestürzte Bäume, noch Felsen noch sonst irgendwas, wo man sich, ohne sich komplett einzusauen, mal hinsetzen kann.

Gegen späten Nachmittag setze ich mich unter einen alten Baum, der mich ein klein wenig vor dem Regen schützt.

Nachdem ich dann aufgestanden bin, die Hose jetzt bis oben hin nass, kam es, wie es kommen musste.

100 Meter später steht ein Schild am Wegrand. „Gutes Essen in 200 Metern“.

Typisch.

Aber ich bin dann gleich hier eingekehrt.

Im Beach Tree Inn.

Und das Essen war wirklich gut. Hatte mir einen Hamburger mit Pommes bestellt, den ich kaum aufessen konnte, weil die Portion so riesig war.

Und wieder: Grossbritannien ist nicht teuer. Inklusive einem Pint Guinness habe ich etwa 14 Euro bezahlt.

Danach ging es dann wieder auf den Weg, der jetzt auf einem alten Bahndamm weiter ging.

Etwa einen knappen Meter breit, rechts und links Brombeersträucher so dicht, dass es kein durchkommen gab.

Und wieder nichts zum sitzen. Über etliche Kilometer hinweg.

So lief ich dann bis Drymen. Welch ein bezeichnender Name, den die Schotten übrigens wie „Drümm’n“ sprechen.

Es regnete jetzt den ganzen Tag durch und ich war müde und nass. Langsam waren meine Schuhe auch durch.

Das erste, was ich in Drymen fand, war ein Campingplatz. Also schnell das Zelt aufgestellt und dann ab in die Scheune.

Der Campingplatz war eine Farm und der Bauer hatte einen Teil seiner Scheune als Aufenthaltsraum umgebaut.

Sehr einfach zwar aber trocken und windgeschützt. Schön, wirklich schön.

Für 5 Pfund habe ich dann hier übernachtet.

Doch in der Nacht regnete es so stark, dass der Campingplatz überflutet wurde und das Wasser über die Bodenwanne meines Zeltes schwappte.

Davon habe ich aber nichts mitbekommen, denn ich habe bis 8 Uhr geschlafen. Erst als auch mein Schlafsack begann, Wasser zu bunkern, wachte ich auf.

Super, sowas konnte ich gerade brauchen.

Ich habe dann die Dienste von „Travelite“ in Anspruch genommen. Einem Kurierdienst, der das Gepäck zu entfernteren Stationen bringt.

Bis zum Ende des Weges kostete das von hier aus 27 Pfund.

Da ich aber mit einem 31 Kilogramm schweren Rucksack an den Start gegangen bin und jetzt das ganze Zeug nass war, kam das Gewicht bestimmt auf 36 Kilo.

Das ging wirklich nicht mehr.

Also erstmal 7 Kilo Essen ausgepackt und an Travelite übergeben.

Der Bauernsohn zeigte gar kein Verständnis, dass ich nicht sagen konnte, bis wohin das Gepäck als erstes gehen sollte.

Ja hallo? Ich wollte hier laufen und mich nicht von Terminen hetzen lassen!

Habe es dann nach Rowardennan schicken lassen, dem geplanten Ziel des heutigen Tages.

Mein erster Tagebucheintrag von diesem Tag:

Starte gegen 1100 Uhr.

Lange aber schlecht geschlafen.

Gebe etwa 7kg bei Travelite auf.

Rucksack fühlt sich trotzdem schwerer als gestern an.

Alles ist nass.

Der Weg geht weiter über eine Strasse, dann durch sumpfige Felder, an einer stark befahrenen Landstrasse vorbei wieder in einen Wald.

Den Queen Elisabeth Forest.

Hier sieht alles so aus wie in Deutschland – da hätte ich auch gleich im Sauerland wandern können, das wäre das gleiche gewesen.

Doch plötzlich, ich komme so einen Berg rauf, wobei, irgendwie kommt man wohl in Schottland immer irgendwie einen Berg rauf, steht in weiter Ferne mitten im Wald ein Auto quer auf dem Weg. Alle Türen inklusive Heckklappe stehen offen aber weit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Die Vorderräder hängen über einem Abgrund und der Wagen liegt vorne auf dem Unterboden.

Ein wahrlich gespenstischer Anblick.

Als ich um den Wagen herumgehe, sehe ich vorne einen Mann verzweifelt mit dem Wagenheber hantieren, der versucht, die Vorderachse über die Felskante zu lupfen um den Wagen frei zu bekommen.

Ich sage ihm auf englisch, dass das so keinen geben kann und er aufpassen soll, dass der sich da nicht noch verletzt.

Er antwortet auf deutsch, dass er kein englisch spricht.

Ja gut, dann halt auf Deutsch.

In dem Moment kommt auch schon seine Frau von oben den Weg runter. 2 Engländer aus Nottingham im Schlepptau. Sie spricht auch kein englisch.

Kurzum, die Beiden aus Hamburg, um die 60 Jahre alt, machten hier Urlaub, hatten einen Leihwagen, sich verfahren und er wollte einem Baum ausweichen, der blitzschnell und unerwartet aus dem Hinterhalt vor das Auto sprang.

Beide sprachen kein Englisch, hatten kein Telefon dabei, kein Navigationsgerät und hatten überhaupt keine Ahnung, wie es weitergehen sollte, noch, wo sie sich überhaupt befanden.

Die Engländer haben irgendwie einen Abschleppwagen organisiert und ich habe den Dolmetscher gespielt.

Bis das Auto dann frei war, waren schon 4 Stunden vergangen. Keine Chance, heute noch Rowardennan zu erreichen.

Wir kamen überein, dass sie mich nach Drymen mit zurücknehmen, dort wollten sie eigentlich hin, und ich da ein Taxi nehme. Denn auf diesen Waldweg hatte ich keine Lust mehr.

Sie fuhren mich dann nach Rowardennan. Danke!

Im Rowardennan Hotel bekam ich dann auch zum Glück ein Zimmer.

Ein schönes kleines Hotel, gebaut um 1700 herum, in dem ich erstmal meine Ausrüstung trocknen konnte.

Abends, als ich draussen sitze, fragt mich ein Mann im vorbeigehen, ob ich einen schönen Tag hatte.

Sowas ist mir in Deutschland in fast 40 Jahren nicht einmal passiert.

Ein Schottland mindestens einmal am Tag. Wahnsinn.

Als eine Frau und ein Mann, ebenfalls auf Wandertour, ankommen, spreche ich die Frau erstmal an, als ich sah, dass sie ein T-Shirt mit der deutschen Aufschrift „Ich laufe für Unicef“ trug.

Sie sagte auf englisch, dass sie mich nicht versteht aber ihr Mann sei Deutscher. Schon war sie weg um ihren Mann zu holen.

Er kam aus Hessen, seine Frau aus Kanada. Michael und Kelly.

Wir haben ein wenig geredet, dann sind die beiden weiter.

Morgens gehe ich zum Frühstück – zum Full Scottish Breakfest.

Der Frühstücksraum ist alt-englisch eingerichtet, die beiden jungen Frauen, die scheinbar auch den ganzen Laden schmeissen, sind recht elegant in schwarz gekleidet, im Hintergrund läuft leise klassische Klaviermusik.

Wenn hier nicht so viele Farben wären, würde ich jeden Moment Miss Marple erwarten.

Wunderschön hier.

Das Wetter soll heute gut werden, es ist morgens trocken und meine Ausrüstung ist auch weitgehend getrocknet.

Ich starte wieder durch.

Aber klar, kaum, dass ich gestartet bin, fängt es wieder an zu regnen.

Den ganzen Tag werde ich nun neben Loch Lomond verbringen und über weite Teile werde ich den Krach der Landstrasse auf der anderen Seeseite hören.

Gegen 1530 wird der Regen so stark, dass ich mich unter eine alte Eiche setze und erstmal Kaffee aufsetze.

Beim Kaffee kam so ein bisschen der kleine Appetit und da dachte ich mir, so ein Spargelcremesüppchen, das hätte jetzt was.

Also nochmal schnell Wasser aus dem Bach geschöpft und mit der Tüte Spargelcremesuppe in den Topf und beides auf den Kocher, der mitten auf dem Weg stand, war ja kein Platz sonst.

Ein vorbeikommender Engländer meinte dann „That’s the way to do it“. Genau 🙂

Abends erreiche ich dann endlich das Inversnaid Hotel am Rob Roys Cave.

Boah, was ein Gebäude. Das muss die Vorlage für „Shining“ gewesen sein.

Uralt und total verwinkelt. So verwinkelt, dass ich mich erstmal darin verlaufen habe.

Prompt rannte ich in die Küche. Mit meinen schweren Stiefeln, der Tarnfarbenhose, dem 130 Liter Rucksack auf dem Rücken und 10 erschrockene Kellner, bis auf einen alles Asiaten, schauten mich erschrocken mit grossen Augen an.

Ok, Angriff ist die beste Verteidigung. „Ich renne schon den ganzen Tag durch das Hotel, gut, dass ich Verpflegung dabei habe! Wo ist denn hier die Rezeption?“

Der englische Kellner wies mir den Weg, während die anderen noch mit offenem Mund da standen.

Die waren wohl neu, kaum einer sprach englisch noch hatten sie ihr Handwerk drauf.

An der Rezeption auch eine Thailänderin mit wenig Englischkenntnissen.

Daher war das Hotel wohl auch so billig. 32 Pfund inkl. Frühstück!

Nach dem einchecken und einer Dusche…zumindest das, was man dort dafür hielt, denn der Wasserdruck war so stark, dass man es durchaus schaffen konnte, binnen 10 Minuten seine Haut hauchdünn mit Wasser zu benetzen, ging ich an die Bar. Und wer sass in der Ecke?

Kelly und Michael. Kelly sah mich und schrie durch den ganzen Saal „Hey, there is Klaus! Look Michael, that is Klaus!“ und alles drehte sich zu mir um.

Sie sassen mit einem englischen älteren Ehepaar an einem Tisch, die seit Jahrzehnten in Johannesburg leben und „noch einmal“ ihre alte Heimat besuchen wollten.

Morgens war dann meine Ausrüstung wieder mal trocken und der Wetterbericht sagte „schön“ vorher. Aber es sah doch stark nach Regen aus.

Kelly wollte nicht mehr laufen, sie wollte mit dem Bus fahren.

Ich wollte mich den Beiden anschliessen.

Michael wollte dann bis Kingshouse Hotel fahren und den Devils Staircase laufen, doch Kelly hielt davon wohl nichts.

Ich zitiere mal:

„Michael, my body hurts, I don’t like to walk! Und schon gar keinen Devils staircase!“

Wir setzten mit der Fähre über, für Hotelgäste kostenlos, und warteten auf den Bus, der mit nur einer Stunde Verspätung kam.

Ich bin dann bis Bridge of Orchy mitgefahren, die Beiden weiter bis zum Kingshouse Hotel.

Ich musste hier raus, denn ich hatte in Rowardennan mein Gepäck nach Bridge of Orchy geschickt.

Von hier schickte ich es zum Kingshouse Hotel.

Klar, es regnete natürlich. Aber ich wollte dann doch weiter.

Hinter Bridge of Orchy geht es gleich stramm den Berg hinauf.

Kurz vorher überholen mich 2 junge Frauen, Anfang 20, mit einem jungen Mann.

Die eine humpelt fürchterlich und mir wird schlagartig bewusst, wie ich in Lappland ausgesehen haben muss.

Es geht also durch einen Wald und rauf rauf rauf.

Und plötzlich ist der Wald fertig.

Ich will sagen, man kommt um eine Kurve und der Wald ist schlagartig zu ende.

Und dann wird mir bewusst, dass ich genau jetzt in den Highlands stehe.

Das sind also die Highlands? Ah ja. Ok, schön.

Dann stehe ich oben auf dem Gipfel meines ersten Highlandberges und die Sonne schaut mal kurz vorbei.

Das erste mal denke ich über die Highlands „das ist ja schön hier“.

Bisher war es alles in allem nicht gerade doll aber jetzt ist alles anders.

Dann gehts wieder runter vom Berg und irgendein Hotel kommt. Aber ich will weiter zum Kingshouse Hotel.

Und dafür muss ich noch durch das Rannoch Mhor nach Glencoe, wo am 13. Februar 1692 das Massaker von Glencoe statt fand.

Wieder waren alle noch so kleinen Wälder eingezäunt und Bäche mit Trinkwasser nicht erreichbar, weil eine Mauer oder ein Zaun den Weg versperrte.

Alles in allem macht der West Highland Way den Eindruck eines Stierlaufs von Pamplona – nur für Wanderer. Du kannst nur und lediglich auf dem Weg bleiben, rechts und links ist Zaun.

Das soll aber später etwas besser werden.

Unterwegs treffe ich auf die beiden Mädchen und später auf ihren Begleiter.

Die eine, aus Australien, traf auf ihrer Wanderung die andere, aus Afrika, und sie liefen zusammen und die beiden trafen dann auf den Mann aus Dresden und fortan liefen sie zu Dritt.

Ich sagte, dass ich noch Kingshouse Hotel erreichen will aber sie meinte, dass es bald dunkel wird.

„Ja, ich guck mal, wie weit ich es schaffe.“

Es wird dann doch sehr schnell dunkel und ich schlage mein Zelt mitten im Moor auf.

In der Nacht geht ein Regensturm nieder, wie ich ihn wohl noch nie erlebt habe.

Zum Glück hielt mein Zelt. Lediglich meine Tüte mit dem Tee ist abgesoffen.

Ich hatte das Zelt zwischen Felsen aufgebaut, die mir von drei Seiten Schutz gaben.

Wow…das war eine Nacht. Und die ganze Zeit schrie irgendwo eine Ziege.

Morgens habe ich dann einfach alles zusammengepackt und bin ohne Frühstück oder irgendwas weiter. Es sollten noch 6km zum Kingshouse Hotel sein.

Das sollte meine Tagesetappe werden.

Es regnete ja auch immer noch kräftig herab.

Um 11 war ich dann im Kinghouse Hotel, gebaut um 1754. Relativ preiswert mit 27 Pfund.

Ich konnte meine Sachen aufs Zimmer bringen, musste aber warten, bis es gemacht war. Aber die Küche im Pub machte gerade auf.

Also erstmal was essen.

Gegrilltes Huhn mit Nudeln. Lecker. Das Hotel sah gar nicht danach aus, dass es hier gutes Essen gibt.

Aus den Lautsprechern ertönte gerade die Filmmusik von „Braveheart“ und danach einige Stücke von Loreena McKenneth.

Das erste mal fühle ich mich so richtig wie in den Highlands – jetzt war ich endlich angekommen.

Danach gehe ich unter die Dusche und dann ins Bett.

Um 1730 wache ich auf und … es scheint die Sonne!

Abends esse ich nochmal im Pub.

„Steak and Ale“, wobei ich eigentlich dachte, dass das ein Steak sei.

War es aber nicht. Das war irgendsowas wie Gulasch mit Kartoffeln, Bohnen, Möhren. Und so einem komischen Blätterteigbrotdings da drauf.

Und ich muss sagen: Das war so lecker, am liebsten hätte ich noch eine Portion gegessen.

Dann kam ein Mann rein, fast auf den Knien rutschend und Drei andere lachten sich schlapp und einer fragte „Danced with the devil?“

wohl in Anspielung auf den Devils Staircase in der Nähe, einem extremen Aufstieg (oder Abstieg, je nachdem) in die Berge.

Eigentlich wollte ich am nächsten Morgen mit dem Bus weiter nach Fort William fahren, denn der Regen reichte mir nun endgültig.

Zumal meine Kamera mittlerweile auch abgesoffen war.

Doch nach dem Aufstehen schaute ich nach draussen und sah … absolut unglaublich tolles Wetter.

Ne, hier musste ich einfach weitergehen.

Auch, wenn als nächstes der Devils Staircase auf mich warten sollte.

Der Devils Staircase hat mich während des Aufstiegs schon geschlaucht aber so im nachhinein empfand ich den doch nicht als so schlimm.

Da sass ich aber dann oben auf dem Berg.

Hier hörte ich dann ein „Flapp Flapp Flapp“ und ein riesiger Vogel zog über mir seine Kreise.

Nachher bewölkte es sich und später fing es dann auch zu regnen an.

Der Abstieg nach Kinlochleven war dann die Hölle. 400 Höhenmeter auf kürzester Distanz.

Das erste Hotel war dann auch gleich voll, das nächste war eine Jugendherberge.

Und da sollte ich mir das Zimmer mit irgendwelchen anderen teilen.

Hallo? Ich bin ein Einzelkind! Zimmer teilen? Die spinnen wohl.

Miete mir dann für 29 Pfund ein ganzes Zimmer.

Das Ding war doch ziemlich runter gekommen aber sie hatten gute Duschen.

Beworben als „Power-Showers“. Ja. Die Duschen waren wirklich klasse.

Morgens war das Wetter dann nochmal um ein vielfaches schöner als gestern.

Also weiter laufen.

Und vor allem bloss schnell weg aus diesem gottverlassenen Nest. Hier gabs ja gar nichts.

Irgendwer erzählte mir, dass der Weg nach Fort William ab jetzt ganz flach verläuft.

Das man aber erstmal 300 Höhenmeter rauf muss, hatte man vergessen zu erwähnen.

Dafür gab es eine tolle Aussicht auf Kinlochleven.

Und jetzt sollte der mit Abstand schönste Tag der ganzen Wanderung folgen.

Traumhaftes Wetter in traumhafter Umgebung.

Unterwegs gab es dann auch ein paar Schafe zu sehen, die so knuddlig aussahen, dass man sie ab liebsten kuscheln wollte.

Aber die blöden Viecher liefen immer gleich weg.

Und dann sah ich endlich mal ein paar dieser tollen Ruinen. Das erste mal auf meinem Weg.

Unterwegs trete ich blöd auf und wie ein elektrischer Schlag jagd es durch meinen Fuss, das Bein rauf bis in den Rücken.

Verdammt.

Mache erstmal Pause und krame aus meinem Rucksack die Weisswürste und den Leberkäse raus.

Das Sauerkraut finde ich nicht, habe es wohl mit bei Travel Lite aufgegeben, aber was solls?

Wir sind ja in Schottland, da darf es auch mal ohne Sauerkraut gehen.

Im weiteren Verlauf des Tages durchzucken meinen Fuss immer wieder extreme Schmerzen.

Ich sollte mein Zelt aufschlagen, entscheide mich aber dafür, bis Fort William zu kommen.

Dann taucht der Ben Nevis, grossbritanniens höchster Berg, noch vor mir auf.

Unter Schmerzen steige ich aus den Bergen ab und greife mir das erstbeste Bed & Breakfest, das ich finden kann.

Der Lauf ist für mich beendet.

Am nächsten morgen ist der Fuss dick angeschwollen, so dass ich kaum einen Schuh anziehen kann.

Ich bleibe 3 Tage in Fort William, bevor ich nach Hause fahre.

Aber den West Highland Way, den will ich noch vollenden.

Immerhin ist das Ziel nur 300 Meter vom B&B entfernt.

YES! Ich habs gemacht. 152km abzüglich vielleicht 40km, die ich gefahren bin.

Mit 25 bis 35 kg Gepäck auf dem Rücken.

Hier habe ich alle 3 Tage für einige Minuten auf der Bank gesessen und den Weg nochmal Revue passieren lassen.

Ich muss sagen, was die ersten Tage unglaublich schlecht war, so waren die letzten 2 Tage doch unglaublich toll.

Auch wenn ich immer noch starke Schmerzen im Fuss habe und nicht richtig auftreten kann aber ich werde nochmal wieder kommen.

Was mich aber noch fasziniert hat:

Als ich von Fort William nach Glasgow zum Busbahnhof gehe, treffe ich unterwegs noch auf den Jacobite Steam Train, der täglichen Zugverbindung nach Mallaig.

Da weiss man gleich, woher die Ideen für Harry Potter kamen, sind doch Teile der Strecke in den Filmen verwendet worden.

Fast pünktlich verlässt der Zug um 10:17 schnaubend den Bahnhof.

Und so wie die alte Lokomotive Fort William verlässt, verlasse auch ich jeden Moment diesen Ort.

Aber nach Schottland, da werde ich, wie auch der Zug, zurück kehren.

Nicht mehr der West Highland Way aber ganz bestimmt die nördlicheren Gegenden.

Vielleicht laufe ich aber ab Kingshouse Hotel nochmal den WHW, denn diese beiden Tage waren unbeschreiblich schön.

Und ich will auch nochmal im Kingshouse Hotel essen. Denn das Essen war richtig richtig toll.

1 comment to Schottland 2008 :: Der Reisebericht

  • Nik

    Wow, absolut coole Tour. Die Fotos versprechen ja einiges was die Landschaft angeht.

    Die Szene in der Hotelküche ist ja mal wieder typisch Klaus, kann man sich so richtig bildlich vorstellen 😀 …