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722km Berlin nach Wuppertal :: Der Reisebericht

Heute schon ein Reisebericht? Wo ich doch erst Samstag gestartet bin? Ja…es hat mich angenervt und ich hatte keine Lust mehr und überhaupt. Bei KM 300 war gestern um 15:00 in Aschersleben Feierabend. Na gut, wirklich Feierabend war um 23:00 Uhr, als ich mich mit Regionalbahnen und S-Bahnen bis nach Wuppertal durchgeschlagen habe. Aber ich wollte eigentlich am Anfang beginnen.

Samstag früh, 26.03.2011 02:00, ich kann einfach kein Auge zu tun. Gleich starte ich mit dem Fahrrad nach Wuppertal. 722km in maximal 7 Tagen, eigentlich maximal in 6 Tagen und noch eigentlicher will ich gerne schon in 3-4 Tagen da sein.

Um 03:00 stehe ich auf und gehe an den Start. Meine Route führt mich zuerst auf den Berliner Mauerweg, einem Fahrradweg, der so genau wie möglich auf dem ehemaligen Grenzstreifen verläuft.

In Hennigsdorf biegt der Mauerweg in den Wald ein. Es ist dunkel und dutzende Rehe kreuzen meinen Weg. Irgendwo ein grosses Holzkreuz zum Gedenken an eines der zahlreichen Mauertoten. Ein Käuzchen schreit im optimalen Timing.

Geplant war eigentlich, das Wassertaxi in Spandau zu nehmen und dort dem Mauerweg weiter zu folgen. Doch um diese Zeit fährt noch kein Wassertaxi. Also biege ich, Navi sei dank, auf die Ausweichroute aus, quer durch Spandau. Jetzt ist noch nicht viel los auf den Strassen.

04:30, die erste Panne. Eine der Packtaschen hat ein Kabel durchgerieben und für einen Kurzschluss gesorgt. Licht kaputt. Toll aber ich habe meine Stirnlampe dabei. Damit kann ich wenigstens genug sehen aber ich habe kein Rücklicht mehr. Früher wäre maximal die Birne kaputt gewesen. Heute hat man LED Technik, die auf Kurzschlüsse mit sofortigem Ableben antwortet.

Gegen 06:00 erreiche ich Potsdam.

Kurz vor Potsdam

Pause in Potsdam

Pause in Potsdam

Pünktlich nachdem ich Potsdam wieder verlassen habe, fängt es kräftig an zu regnen. Also unter einer Brücke erstmal Regenkleidung anziehen.
So ziehe ich weiter, verfahre mich aber irgendwann.
Ich habe die Route in mein Navi eingegeben, die mir als schwarze Linie angezeigt wird. Zudem peile ich aber meine Kilometermarkierungen an, weil die Fahrradroute manchmal dämliche Umwege hat. Irgendwo übersehe ich die schwarze Linie und folge der vorgeschlagenen Route des Navis „Zielführung schnellste Route“.
Plötzlich bin ich mitten in einem Wald und da in Brandenburg die Waldwege keinesfalls so schön fest sind, wie im Bergischen Land, sondern aus schönem, weichen Sand bestehen, komme ich prompt unter den Hammer. Genauer gesagt unter mein Fahrrad.

Auf einmal sinkt nämlich an einem abschüssigen Wegstück das Vorderrad tief in den weichen Sand ein und das ganze Rad bleibt abrupt stehen. Dank Leonhart Euler, der das Massenträgheitsmoment erstmal beschrieb, konnte ich schwunghaft über den Lenker absteigen und von meinem eigenen Rad überfahren werden. Das wäre jetzt so schlimm nicht gewesen, wenn sich nicht auch noch Edward A. Murphy dazu gesellt hätte, der bekannterweise definiert hat, dass etwas schief geht, wenn nur etwas schief gehen kann.
Im Umkreis von 10 Metern lag genau ein Stein im Weg und den hat mein rechtes Knie aber auf den Punkt genau getroffen.

Irgendwo kurz vor dem Sturz

Ein paar Kilometer weiter fand sich dann, wieder auf dem R1, eine Schutzhütte, wo ich es dann vorzog, erstmal ein kleines Mittagsschläfchen zu machen.
Schlafsack etc waren ja dabei.

Wegweiser an der Schutzhütte

Der R1 war hier wirklich sehr schön. Eine Asphaltstrasse durch den Wald, beschildert mit „Fahrradstrasse“.

R1 in Brandenburg

Nachmittags wurde das Wetter dann besser und ich erreichte die Beelitz-Heilstätten.

R1 hinter (oder vor, je nachdem) Beelitz

Hier so etwa bekam ich dann doch arge Probleme mit meinem geschundenen Knie und die Beine wollten auch nicht mehr so richtig.

Ich kam dann irgendwann bei Kilometer 100 an. Beiz hiess der Ort und ich stiess auf den Bahnhof von Beiz. Eigentlich gar kein Bahnhof, nur eine Haltestelle. Mitten im Acker. Ich habe es leider nicht geschafft, noch ein Foto zu machen, da gerade ein Zug kam. Ich war so angenervt vom schmerzenden Knie, schmerzendem Hinterteil und schlappen Beinen, dass ich hier etwas betuppt habe.
Heute habe ich 100km hinter mich gebracht. Ich müsste das gleiche noch 7 mal machen. Egal, rein in den Zug und bis Dessau gefahren. Meine Planung war etwas unglücklich, denn ich hatte zwar meine gesamte Route auf dem Navi aber mir  nicht die wichtigsten Orte aufgeschrieben, durch die ich kommen sollte. Aber das ich durch Dessau musste, das wusste ich. Also habe ich hier noch rund 70km abgekürzt.
In Dessau dann ein Hotel suchen. Das konnte mein Navi. Und das erst beste Hotel war dann das Radisson Blu am Bahnhof. Ich liebe es, total abgeranzt in ein gutes Hotel zu gehen. Ich kann mich heute noch über mein einchecken im Ritz Carlton am Potsdamer Platz in Jeans, T-Shirt, Wanderstiefel und Rucksack amüsieren. Aber in Dessau ist das Radisson Blu zwar auch ein **** Hotel aber zu kleinen Preisen. Übernachtung/Frühstück für 72 Euro. Nicht schlecht. Liegt doch der Preis für das gleiche Hotel aber in Longyearbyen/Spitzbergen bei gut 150 Euro die Nacht.

Hier habe ich dann einen ruhigen Abend verbracht und mich noch schnell vom Italiener um die Ecke abzocken lassen. Die Preise eines Edelitalieners aber die Portionen wie an der Pommes Bude.

Wörlitzer Bahnhof

Sonntag, Tag 2

Schnell an der Tankstelle noch Getränke kaufen und dann geht es weiter.
Anfangs tut mir nur mein Hinterteil weh, dann die Beine, dann bekomme ich arge Probleme mit den Knien. Zunächst das lädierte und später, vielleicht wegen der unbeabsichtigten Belastungsänderung auch das andere.

Der R1 in Dessau

Der allgemein schlechter werdene Weg stellte meinen Hintern auf eine harte Probe.
Dafür wurde Nachmittags das Wetter richtig schön und verpasste mir erstmal einen kräftigen Sonnenbrand im Gesicht.

Man könnte jetzt meinen, der Weg würde wieder besser werden.
Nein.

Mosigkau

Jetzt wurden Kopfsteinpflaster mein ständiger Begleiter.
Interessant fand ich aber, dass ich durch Dörfer gekommen bin, wo man nicht eine Menschenseele gesehen hat.
Nur bellende Hunde oder krähende Hähne.

Schloss Mosigkau

Schloss Mosigkau

Dann ging es irgendwann ziemlich unschön auf eine Landstrasse – ohne Radweg

Endlich ist ein Fortschritt erkennbar

Mühsam kämpfe ich mich weiter durch aber heute werde ich die 100km auf gar keinen Fall schaffen. Macht aber nichts, denn ich hatte gestern ja geschummelt und werde somit trotzdem mein Tagessoll erfüllen.
Der R1 geht hier stellenweise über etliche Kilometer über eine Bundesstrasse. Nicht schön zu fahren. Auch das nervt mich recht schnell an.

Endlich durch

Irgendwann komme ich um eine Ecke und zack – ich stehe mitten in einer Stadt. Dass es sich um eine Stadt handeln muss, schliesse ich daraus, dass das erste, was ich sehe, ein Wegweiser zu McDonalds ist.

Ok, unterwegs kam ich noch durch andere Städte aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie die hiessen.

Diese Stadt hier hiess Bernburg.

Naja, da ich immer noch nicht über Licht am Rad verfügte und es 17:00 Uhr war, wollte ich hier ein Hotel suchen.
Das erste Hotel war eine Bruchbude, das zweite geschlossen und im Dritten schien man mich ob meiner dreckigen Kleidung für einen Landstreicher oder so zu halten.

Ich fand unterwegs aber eine Touri-Information und rief im Hotel Askania an.

„Sie sind Radfahrer? Jetzt schon?“ schalmeite es mir aus dem Hörer entgegen und dann, als die Rezeptionsdame dabei war, den Hörer aufzulegen „Du glaubst es nicht, da kommt gleich schon der erste Radfahrer“ im, die Sachsen mögen es mir nachsehen, für mich hört sich das alles gleich an, tiefstem sächsisch.

Aha…naja, mir grauste es schon vor dem zu erwartenden aber das Hotel stellte sich als sehr gut heraus.

Die Mitarbeiter war freundlich, das Hotel sauber und wirklich nett. Da würde ich nochmal hin gehen. Ausserdem sehr preiswert, ich glaube um 35 Euro inkl. Frühstück.

Das Hotel ist in der sehr schönen Altstadt gelegen. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Fauxpas war oder nicht. Man klärte mich auf, dass Bernburg überall so ist. Überall so alt? Naja, der Ort war schon schön.

Blick aus dem Hotelzimmer

Kilometer 210, Tagessoll erfüllt. Irgendwie.

Montag, Tag 3

Die Knie tun weh, die Beine tun weh, der Sonnenbrand im Gesicht und auf den Armen tut weh. Der Hintern geht jetzt einigermassen, dank Zinksalbe und nochmal feinjustiertem Sattel.

Nicht der Radweg sondern die Hauptverkehrsstrasse

Langsam wird es hügelig. Ausserdem weht ein kräftiger Wind. Ich brauche es nicht betonen, natürlich weht der Wind von vorne.

Wirklich mühsam kämpfe ich mich ab, muss selbst bergab in die Pedale treten. Dann kommt ein schier endloser Feldweg über riesige Äcker. Es nervt. Ich habe keine Lust mehr.

KM 300, Aschersleben

Mein Hinterrad eiert, nein, es ist platt. Kann doch gar nicht, immerhin habe ich sauteure „unplattbare“ Reifen drauf. Und ich bin mir sicher, ich bin nicht über irgendwas drüber gefahren. Scheinbar hat der Reifen das gefühlte 1 Millionste Schlagloch nicht überlebt.

Der Plan war, diesmal keine Selbstversorgertour zu machen. Alles, was ich brauche, könnte ich kaufen. So der Plan. Was mein Plan nicht vorsah, dass ich ausgerechnet in Aschersleben eine Panne habe.
Aschersleben ist so ziemlich die einzige Stadt, wo bei OpenStreetMap, deren Karte ich auf meinem Navi habe, kein Fahrradladen verzeichnet ist. Also zu Hause angerufen und mich lotsen lassen. Der im Internet angepriesene Zweiradladen hatte dann wirklich Zweiräder. Motorräder. Im Supermarkt gibts keine Fahrradschläuche.
Also ziehe ich ein Resumee.

Beide Knie tun höllisch weh, die Oberschenkel haben quasi keine Kraft mehr, die Beleuchtung am Rad ist noch immer kaputt. Morgen soll es Regen geben. Ich habe sowas von keinen Bock mehr, schluss, aus, fertig. Aschersleben hat einen grossen (naja) Bahnhof.

Ticket gekauft und ab mit dem Zug nach Hause. Erst mit der Regionalbahn nach Hannover, dann mit der S-Bahn nach Hamm, dort den Zug verpasst, mit einem anderen nach Bielefeld. Dort spüre ich, dass ich wieder in der Zivilisation bin. Prompt quatscht mich ein Junkie an, ob ich nicht 2 Zigaretten gegen eine Valium tauschen will. Ich sage ihm, dass er zusehen soll, dass er Land gewinnt.
Er bekommt wohl einen Bruce Lee Flash und macht nen Lauten. Und noch bevor ich ihn ruhig stellen kann, sind wir umringt von Polizei, die ihn gleich einkassieren. Ja, ich bin wieder in Deutschland.

Platter unplattbarer Reifen

Aschersleben

Klaus Engelbertz

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